Samstag, 31. August 2013

Ihre Festplatte ist zu 99 % fragmentiert.



Menschen treten in mein Dasein, werden fester Bestandteil dessen und nehmen in meinem empfindsamen Herzen Platz. Wenn sie gehen, hinterlassen sie eine Leere, die nicht mehr zu fühlen vermag. Ich bin nicht imstande, die entstandenen offenen Stellen zu reparieren. Mein System verfügt über kein Programm zur Defragmentierung. Grassierende Tristesse. Ein Virus.

Dienstag, 13. August 2013

Das Rasen der Welt [ist stehen geblieben, man kann es atmen hören].

Oft dreht sich die Welt rasend schnell um bald darauf abrupt inne zu halten. Als würde sie versuchen, uns abzuwerfen, weil sie unsereins überdrüssig geworden ist.


Sonntag, 4. August 2013

Regen.

Es soll Regnen. Nur für mich. Meine Tränen würden von den kühlen Tropfen weggewaschen. Niemandem  fiele auf, dass meine Seele kotzt. Es soll regnen. Nur für mich. Tag für Tag.

Samstag, 3. August 2013

Neunzehnhundertachtzehn?


Margarete Susman schrieb einst über den Expressionismus:

Solange wir nicht im Stande sind, die Welt aus ihren Angeln zu heben, den alten verrotteten Lebensformen neue reinere entgegenzusetzen, sind wir ihr verfallen. Und doch ertragen wir es nicht, sie hinzunehmen; das Rasen gegen sie erfüllt uns bis zum Zerspringen; wir wollen handeln, wirken, ändern. Was ist zu tun? Nur eines! Nur schreien können wir - schreien mit aller Kraft unserer armen, erstickten Menschenstimme - schreien, dass wir den grauenhaften Lärm des Geschehens übertönen - schreien, dass wir gehört werden von den Menschen, von Gott.

Dieser Schrei, der zum Himmel gellende Schrei, der nicht mehr wie noch der einsame Sehnsuchtsschrei Stefan Georges "durch güldne Harfe sausen" will, den keine an den Mund gesetzte Flöte mehr zum Klang verschönt, der nur gehört werden will, gehört werden soll um jeden Preis als lebendige menschliche Entscheidung - er allein ist die Antwort der wachen Seele auf die furchtbare Umklammerung der Zeit. Wo das Entsetzliche uns überwältigt, sodass wir es nicht anschauen, nicht gestaltend beherrschen, uns ihm weder hingeben noch auch entreißen können, da bleibt uns allein, uns ihm entgegenzustemmen mit aller Kraft; es bleibt uns als Tat allein die Entscheidung. Wollen wir Befreiung? Wollen wir Erneuerung? Wollen wir, dass es anders werde. Wollen wir heraus aus diesem Strudel, aus diesem grauenvollen Mischmasch von niederstem Machtwillen und verworrenem, verratenem Idealismus? Wollen wir heraus aus dieser schwersten, wehesten Verfinsterung des Geistes, die je auf Erden war? Dies ist die einzige Frage an unser Leben. Heraus, gleichviel ob in Schönheit oder Hässlichkeit, in Ehre oder Schmach, ja selbst ob in Liebe oder Hass. Nur heraus: den großen, gellenden Schrei ausstoßen, der uns auf ewig trennte von dem Wollen der dumpf hinnehmenden Menge, der jede Gemeinschaft mit den dumpf treibenden Mächten unserer Zeit verwirft. Entscheidung für oder wider - dies ist heute die einzige Frage an unser Menschentum.

Und die Entscheidung, dieser Aufschrei der sich entscheidenden Seele ist Expressionismus. Er ist die Antwort auf eine Wirklichkeit, die anzuschauen, der sich hinzugeben unmöglich geworden ist. Entscheidung lebendiger Persönlichkeiten gegen das blinde Rasen sinnfremder Gewalten, das ist die Seele des Expressionismus. Auch im scheinbar verrenktesten, verzerrtesten Bild der Welt, sofern es unsere geistige Welt nicht annimmt, sie anders will, sofern es nicht mit innerster Kraft zur Wehr setzt gegen das Überkommene, sofern es ein Aufschrei wider die zur Unmöglichkeit gewordene Welt ist, lebt etwas von der Freiheit, die unsere Zeit uns heutigen Menschen gestohlen hat für Zeit und Ewigkeit.

Denn anders als in Krämpfen kann unserer Welt die Erneuerung nicht kommen, anders können wir sie nicht herbeirufen. Die Zeiten der Stille, der Armut, der Verschlossenheit und Scham sind vorüber. Uns Seligen kommt Gott nicht im sanften Säuseln. Der Expressionismus hat eine Sendung, die nichts mehr von Schönheit weiß.

Ich habe hiernach noch keinen schöneren Schrei vernommen. 

Seitdem versuchte auch ich, zu schreien. Hin und wieder. Zu zaghaft, zu leise. Kaum gehört. Angefixt stellte ich mir vor, dass meine Seele schreit. Vorerst nur meinetwegen. Um mein Innerstes zu füllen und meine Fassade bersten zu lassen. Um mich, dem Krach folgend, selbst in den Trümmern zu finden. Neu zu erfinden. Um sicher zu gehen, dass sie (meine Seele), dass ich überhaupt noch existiere; mich nicht zu verlieren. Sollte ich irgendwann verstummen und in plumper Gleichgültigkeit untergehen - meine Seele gepeinigt - wollte ich mich in tiefe Unendlichkeit fallen lassen. Aufgebend. Annehmend.

Jene Ausrufe, bald laut, bald leise. Bald heiser. Nach Außen dringend, gegen die innere Leere ankämpfend. Als dünne Fäden, die mich hier halten, sollten sie sich zu einem mächtigen Donnerschlag zusammenschließen. Zu einer enormen Schallwelle. Mich erfüllend/brechend/ zerstörend/gebärend. Die Stimme meiner Seele wurde dünner, zarter. Bald unhörbar. Ich selbst muss achtsam lauschen um ihren Klang einzufangen. Ich brauche Halt. Um Luft zu holen; Kraft zu sammeln. Balsam für meine Seele..., dass sie nie verstumme.

Freitag, 2. August 2013

Die (Nicht-)Prinzessin auf der Erdnuss

Ok. Nun ist es offiziell. Die Beweisführung ist unumstößlich. Das Ergebnis? (Für mich!) Niederschmetternd und desillusionierend: Ich. Bin. Keine. Echte. Prinzessin.


Ich schlief in der vergangenen Nacht tief und fest. Auf einer Erdnuss.

Quälgeist

Zuweilen tritt mein ungemütliches Innerstes als kindlicher Nackedei hervor und poltert: "Hier bin ich! Was machen wir grad? Ich hab Hunger. Ich muss mal. Sind wir endlich da?".



Dann muss ich aufpassen, dass aus spielendem Toben keine Tobsucht wird und nichts zu Bruch geht; besänftige es mit Süßigkeiten; beschäftige es mit Malkasten und Bastelkoffer sowie bunten (sich bewegenden) Bildern und hoffe, dass es beim Geschichtenerzählen endlich wieder ein-, aber vor allem lange durchschläft.

Donnerstag, 1. August 2013

Da liegt ein Stein neben mir im Bett!

Als ich die Bettdecke anhob, glitt mein Blick über seinen nackten, gekrümmten Rücken.  In Igelmanier, das Gesicht ins Laken gepresst, jammerte es dumpf: „Ich bin ein Steeeiiin!“. Er mochte nicht aufstehen. Damals war ich ob dieser naiven Verwandlung entzückt. Hätte ich doch nur erkannt, dass er – zumindest oberhalb der Gürtellinie[1] – eben genau das ist. Ein Stein. Hyperbal ausgedrückt: Kalt, herz- bis seelenlos, unnachgiebig, unmenschlich. Dieser Stein zerbrach mein Herz aus Glas. Wer ein Glasherz besitzt, sollte nicht mit Steinen beworfen werden. Wie eine Bombe schlug er in das Fundament meines Seins. Risse breiteten sich rasch aus. Ich brach. Es bröckelt. Ich, eine Ruine.

Gestatten, Fräulein Haywire.



[1] Sein Unterteil fungiert immerhin als Exekutive seiner niederen, ureigenen Triebe. Dabei stellt das seinige gewiss das letzte Glied der sexuellen Nahrungskette dar.